Grundwasserstandsmonitoring
Monitoring der Grundwasserstände im NSG - "Grenztalmoor" als Erfolgskontrolle einer Renaturierungsmaßnahme in einem Regenmoor in Mecklenburg-Vorpommern
Durch Monitoring werden neben natürlich-dynamischen Prozessen auch gezielt herbeigeführte Veränderungen in Ökosystemen (z.B. Wiedervernässung von Mooren) erfasst und wissenschaftlich bewertet.
Eine schnelle Abschätzung des Erfolgs einer Wiedervernässungsmaßnahme ist anhand von Beobachtungen der Wasserstände möglich. Voraussetzung ist die Erfassung dieses Parameters vor und nach der Umsetzung. Dies war für das NSG – „Grenztalmoor“ gegeben.
Auslesung der Daten an einem autom. registrierenden Datenpegel (März 2008)
Von 1994 bis 2007 erfolgte in dem zwischen Bad Sülze und Tribsees liegenden Regenmoor im 2-wöchentlichen Rhythmus an drei durch das Moor verlaufenden Linientransekten mit insgesamt 76 Grundwassermessrohren die Erfassung der Wasserstandsdynamik. Aufgrund der stetig steigenden Wasserstände nach den Renaturierungsmaßnahmen konnte für die weitere Zukunft eine kontinuierliche Datenerfassung durch das bis dato bestehende Grundwassermesssystem nicht mehr gewährleistet werden. Daher wurde Ende 2007 ein neues leistungsfähiges Grundwassermesssystem installiert. Seither werden die Wasserstände durch 12 Beobachtungspegel täglich und automatisch registriert.
Blick über das NSG – „Grenztalmoor“ im Mai 2011 (Foto: A. Bönsel)
Um über diesen langen Zeitraum die Entwicklung der Wasserstände vergleichen und bewerten zu können, wurden die gesamten Pegel in das amtliche Höhenbezugssystem von Mecklenburg-Vorpommern eingemessen.
Die Vielzahl gewonnener Daten werden in einem Tabellenkalkulationsprogramm verwaltet und statistisch aufbereitet. Durch Modellierungsprogramme und kartographische Programme werden die Ergebnisse dargestellt.
Bis zur Renaturierung 1997 verhinderten tiefe und stark schwankende Grundwasserstände die Akkumulation von Torf und führten zum Aufwachsen eines dichten Moorwaldes. Nach dem Rückbau der Entwässerungseinrichtungen stieg der Moorwasserspiegel in großen Teilen des Moores rasch an. Die Grundwasserbeobachtungen zeigten jedoch, dass einige Gräben immer noch erhebliche Wassermengen aus dem Einzugsgebiet am Moor vorbeiführten. Durch die Lokalisierung der Defizite konnten Vorschläge für Nachbesserungen unterbreitet werden.
Moorwasserstände
1994-1997
(vor der Renaturierung)
Tiefe Grabenwasserstände durch Schöpfwerksbetrieb sowie ein bis dato enges und intaktes Entwässerungssystem verursachten im NSG-Grenztalmoor extrem niedrige Wasserstände.
1998-2001
(nach der Renaturierung)
Durch den Rückbau der Entwässerungseinrichtungen stieg der Wasserspiegel im NSG durchschnittlich um ca. 40 cm.
2001-2008
Nachbesserungsarbeiten im Grabenverbausystem und einsetzende Versumpfungsprozesse ließen die Wasserstände bis 2008 um weitere 10 cm ansteigen.
2009
Beobachtungsjahr
Ganglinie der Wasserstände an drei durch das Moor verlaufenden Transekten von 2008 bis 2015
In den beiden trockenen Beobachtungsjahren 2008 und 2009 sanken die Wasserstände zeitweise dramatisch ab, konnten durch die Niederschläge bis zum Frühjahr des Jahres 2010 jedoch wieder annähernd auf das Niveau der im Frühjahr 2008 registrierten Maximalwasserstände aufgefüllt werden. Vergleichbare Messungen in anderen, jedoch noch nicht renaturierten Regenmooren, zeigten, dass hier zum Ende des Jahres 2009 noch ein großes Wasserdefizit herrschte. Dies ist auf die positive Wirkung der hohen Wasserstände in der umgebenden hydrologischen Schutzzone um das NSG-Grenztalmoor zurückzuführen. In den beiden niederschlagsreichen Jahren 2010 und 2011 stiegen die Wasserstände auf das bisher höchste Niveau. Dabei bildete das Jahr 2011 hinsichtlich der Niederschlagsmenge ein besonderes Jahr. So fielen in den Monaten Juli und August annähernd 500 mm Niederschlag. Die enormen Wassermengen konnten über die vorflutbildenden Flüsse „Recknitz“ und „Trebel“ nicht abgeführt werden, sodass große Flächen der umgebenden Moorwiesen bis in den September hinein hoch überstaut waren. Das große Wasserreservoir aus den Niederschlägen des Jahres 2011 bildete eine gute Ausgangssituation für das Beobachtungsjahr 2012. In einem vergleichsweise trockenen Jahr fielen die Wasserstände nicht mehr wie in den Vorjahren 2008 und 2009 auf ein so niedriges Niveau. Der Trend setzt sich bis 2015 fort. Dies ist ein deutliches Indiz für die weitere Stabilisierung der Wasserstände auf hohem Niveau.
Historische Beobachtung
Bei der Auswertung der Niederschlagsmengen von 1950 bis 2012 wurde eine interessante Beobachtung gemacht. So war für den Zeitraum von 1950 bis 1997 (1997 Umsetzung der Renaturierungsmaßnahmen) ein fallender Trend in der Jahresniederschlagssumme festzustellen. Für die Jahre nach der Umsetzung kehrte sich dieser Trend um. Inwieweit die Renaturierung des Moores bzw. des großräumigen Flusstalmoorsystems „Trebel“ und „Recknitz“ zu dem entgegenstehenden Trend beigetragen hat, ist spekulativ. Allerdings bestätigten Nachfragen bei der Abteilung Klimaforschung in Potsdam ähnliche Phänomene im Bereich der Tagebaufolgelandschaft südlich von Cottbus. Der erhöhte Wassergehalt in der Luft durch Verdunstung von Wasser aus den Seen trägt dort zu einer erhöhten Niederschlagswahrscheinlichkeit bei, welcher dort in den letzten Jahren messbar auch zu höheren Niederschlagsmengen geführt hat.
Die Ergebnisse der Beobachtungsjahre 2008-2009 sowie 2010-2011 sind in den entsprechenden Ergebnisberichten zusammengefasst.
Trend
Verringerte Transpirationsverluste durch großflächig absterbende Baumbestände und einhergehende Versumpfungsprozesse lassen die Wasserstände von Jahr zu Jahr immer weiter ansteigen. Dadurch kann auf großen Flächen des Moores wieder Torfbildung stattfinden. Das Grenztalmoor entwickelt sich zum größten wachsendem Regenmoor in Mecklenburg-Vorpommern.
Mit der Renaturierung wurde ein wesentlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet. In Zeiten immer weiter steigender Kohlenstoffemissionen auf der Erde werden Forderungen zur Wiedervernässung von Mooren immer lauter.
Weitere Ergebnisse zu der Entwicklung der Wasserstände im NSG „Grenztalmoor“ finden Sie unter der Rubrik Publikationen.
Die langjährige Dokumentation der Wasserstandsentwicklung wird durch Finanzierung des StALU Stralsund ermöglicht.
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